ALLES ÜBER DIE KARTOFFEL! Teil 1

Wir haben Anfang Mai bei uns im Balkan. Die Bauern und Schäfer der Umgebung haben uns geraten die Kartoffeln im April in die Erde zu bekommen da es im Mai viel regnen wird. Und ja, das tut es! Es kann tatsächlich 2 Tage lang ohne Unterbrechung durchregnen! Mal mehr, mal weniger, aber kontinuierlich 🙂

Dafür ist der Balkan bekannt: Für seine unglaubliche Grüne! Und die hat er wahrlich! Dafür muss es dann auch mal schütten und regnen 😉

Heute dreht sich bei uns alles um das Thema KARTOFFELN, denn da gibt es mehr drüber zu erzählen als man zuerst glauben mag:

WIE DIE KARTOFFEL NACH EUROPA KAM

Ein kurzer Überblick:

Es waren damals die Spanier die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von den Inkas aus den südamerikanischen Anden die neue Frucht Patata kennen lernten und mit nach Europa brachten – der englische Name potatoes oder der französische Spitzname patate erinnern noch heute daran. 

Der deutsche Name Kartoffel erinnert dagegen an Trüffel, italienisch tartufolo, mit denen sie am Anfang verglichen wurden. Den französischen Ausdruck pommes de terre kann man als Erdäpfel übersetzen.

1740 schon wollte Friedrich der II Kartoffeln im großen Stil bei seinem Volke einführen, im Jahr 1756 erließ er dann den „Kartoffel-Befehl“ und erst weit im 18. Jahrhundert setzte sie sich dann doch durch. 

Ihre Einbürgerung bei uns dauerte rund 200 Jahre!

Die Süßkartoffel ist übrigens NICHT mit der Kartoffel verwandt!

WIE KARTOFFELN SALONFÄHIG WURDEN

Poulardenfilets, Hirnwürste vom Kaninchen, Ochsenlendenbraten in Saft, Trüffel in der Serviette, Geschlagene Crème, gebackenes Kalbshirn… Dies ist nur ein kleiner Auszug aus dem Menü, welches Madame de Pompadour, die Geliebte Ludwigs XV. allabendlich verputzte.

Im 18. Jahrhundert wurde an Europas Königshöfen geschlemmt. Während einfache Bauern sich in erster Linie von Getreidebrei mit wilden Kräutern ernährten und oft genug auch gar nichts zu essen hatten, plagte die Fürsten das Magendrücken. Ein Übel, welches auch der wonnig wohlbeleibten Kaiserin Maria Theresia sehr zusetzte.

Mit solchen Beschwerden hatte ihr Erzfeind Friedrich II. dagegen nicht zu kämpfen. Der Alte Fritz sparte bei sich selbst wo es nur ging, um Preußen zu Glanz und Gloria zu verhelfen. Der Kammerherr Graf von Lehndorf motzte in seinem Tagebuch: „Eine Zitrone, die an diesem Hofe mehr gegessen wird, verursacht hier schon eine Budgetstörung auf mehrere Monate hinaus.“

Während andere Fürsten ihr Verdauungsschläfchen hielten, fuhr Friedrich der Große in seiner klapprigen Reisekutsche aus, um sein Königreich bis in alle Winkel zu inspizieren. 

Doch wenn er mit seinen asketisch dünnen Beinchen in den abgewetzten Kniehosen durch Preußens Dörfer stakste, fand er nicht Glanz und Gloria, sondern meist bittere Armut. An dieser war zum einen Friedrich selbst mit seinen Kriegsfeldzügen schuld. Zum anderen die schlechten, sandigen Böden des Landes und der krisenanfällige Getreideanbau.

Mehrere Menschen legen von Hand ein Kartoffelfeld an
Anlegen unseres Kartoffelfeldes

Was der Bauer nicht kennt…

Eine kleine, widerstandsfähige Frucht, die die Spanier im 16. Jahrhundert aus Peru mitgebracht hatten, schien Abhilfe zu versprechen:

Die Kartoffel. Schon Friedrichs cholerischer Vater, hatte die Bauern zum Anbau der genügsamen Andenfrucht zwingen wollen und gedroht, jedem Nasen und Ohren abzuschneiden, der sich weigerte. Doch was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein fand sich die Kartoffel nur als Zierpflanze, oder in den Sammlungen von Botanikern und ab und an als Kuriosum auf der Festtafel eines übersättigten Fürsten.

Als Nachtschattengewächs galt die Kartoffel bei der einfachen Bevölkerung als Hexenpflanze, und war wegen ihrer giftigen Blüten suspekt. Höchstens das Vieh konnte man damit füttern, aber doch nicht die Menschen!

Um dieses Vorurteil auszuräumen erließ Friedrich II. am 24. März 1756 den Kartoffelbefehl, auch „Circular Ordre“ genannt, in dem er allen Beamten befahl, den Bauern den Anbau der Kartoffel „begreiflich zu machen“. Die neu geschaffenen Kartoffelfelder ließ der König angeblich von Soldaten bewachen, damit die Bauern die Früchte nicht heimlich wieder ausgraben konnten.

Eine andere Geschichte erzählt, dass der Alte Fritz Kartoffelfelder anlegen und von Soldaten streng bewachen ließ um Bauern neugierig zu machen. So stibitzten nicht wenige nachts die Kartoffeln des Königs, während die Soldaten auf Befehl wegguckten.

Tatsächlich sollte die Kartoffel mit ihrem hohen Gehalt an den Vitaminen C, A, B, an Mineralstoffen und Spurenelementen das preußische Volk über manche Hungersnot retten. Friedrichs Sorge um die Not der kleinen Leute war jedoch genauso wenig uneigennützig, wie die Fressorgien seiner fürstlichen Kollegen.

Ein starkes Preußen brauchte schließlich zahlreiche und vor allem kräftige, wohlgenährte Untertanen. Dass das deutsche Volk Dank Kartoffelchips und Pommes dereinst das wohlgenährteste Volk Europas werden sollte, ahnte Friedrich freilich nicht.

Die Anfangsschwierigkeiten der Kartoffel sind aber auch gut dadurch begründet, dass den Bauern wohl nicht richtig erklärt wurde dass der Wurzelstock – die Knolle – zum Essen da ist – und eben nicht die giftigen runden oberirdischen Früchte. Es kam oft zu Vergiftungen, das Volk scheute die Kartoffel immer mehr.

Denn die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs, und diese Familie hat viele giftige Vertreter. Man kann diese Pflanzengattung übrigens sehr gut an ihren Blüten-Ständen erkennen, die sich sehr ähnlich sehen (siehe unten)

Heutzutage werden jedes Jahr 300 Millionen Tonnen Kartoffeln weltweit geerntet.

Kartoffelblüte

Auberginen Blüte

Tomatenblüte

KARTOFFELN SETZEN

Ein alter Trick: Das Setzen der Katoffeln mit Schafwolle

Für uns immer einer DER Tage im Jahr, wenn die Grundnahrung in den Boden kommt. Wir haben 2 Kartoffel Felder angelegt mit einem kleinen Traktor. Noch haben wir keine Pferde und das richtige Arbeitswerkzeug für sie. 

Uns war die Grundnahrung aber so wichtig, dass wir unbedingt noch in diesem Jahr Felder anlegen wollten, denn wie ihr wisst wird alles gespritzt und gedüngt, und darauf würden wir gerne wieder verzichten!

Wir haben unsere Setzkartoffeln von einem befreundeten Bauern aus der Nähe. An einem Morgen viel die Morgenbesprechung dann aus um direkt mit Mann, Frau und Maus auf dem Kartoffel-Feld zu starten.

Wir teilen uns dann auf wer welche Arbeiten erledigt um ein zügiges Vorankommen zu haben:

– Einer zieht mit einer Haue eventuell nochmal die Furchen im Feld nach.

– Der nächste legt ein Büschel Schafwolle im Abstand von einer guten Fußlänge in die Furche. Die Schafwolle ist ein alter Trick, um den Kartoffeln direkt Dünger mitzugeben und lebensspendende Feuchtigkeit. Normalerweise feuchten wir sie vorher an, aber hier im Balkan haben wir sie wegen des Regens trocken gelassen. Direkt danach geht jemand mit einem Eimer Setzkartoffeln hinterher und legt je eine Kartoffel mit den Keimlingen auf die Schafwolle.

– Zwei andere gehen dann mit der Haue hinterher und schließen die Furche.

– Auch normale Kartoffel können als Setzkartoffeln umfunktioniert werden. Da sie ja meist größer sind kann man sie vorher halbieren oder sogar vierteln.

– Andere Personen sorgen für Nachschub, füllen die Eimer auf oder holen neue Säcke mit Setzkartoffeln.

GIFTIG?...

Giftig sind übrigens nicht nur die oberen grünlichen Früchte sondern auch die neu sprießenden Keime an der Kartoffel und auch stark grünliche Kartoffeln sollte man nicht mehr essen.

Kartoffelfeld La Gomera

Die besagten grünen Stellen…

Kartoffeln sollten deswegen im Dunkeln aufbewahrt werden, weil unter Lichteinfluss grüne Stellen entstehen können. Die grünen Stellen enthalten das giftige Solanin, das bereits in geringen Mengen Magenkrämpfe Kopfschmerzen und Durchfall verursachen kann. Da das Solanin beim Garen nicht zerstört wird, sollte man diese Stellen immer entfernen. Das gleiche gilt für Keime und Augen auf der Schale.

Besser schälen?… Die Schale der Kartoffel enthält natürliche Abwehrstoffe, die die Pflanze vor Bakterien schützt. Diese sind jedoch für den Menschen ungesund – in größeren Mengen sogar giftig.

Die "Känge" - die neuen Triebe, sind ebenso giftig wie grünen Stellen die bei Lichteinfall entstehen!

WEITERVERARBEITUNG & LAGERUNG NACH DER ERNTE

…HIER GEHTS WEITER IN TEIL II, der kommt am 17.5.24 !!!

1 Kommentar zu „ALLES ÜBER DIE KARTOFFEL! Teil 1“

  1. Interessanter Artikel.

    Meine Mutter hat die Kartoffeln immer mit Schale gekocht, weil sie sagte direkt darunter läge das Beste der Kartoffel (ich habe nachgelesen, damit waren wohl Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe gemeint, die dort vermehrt zu finden sind).

    Wenn ich die Kartoffel als ganze zubereite, handhabe ich das ebenso, pellen muss sie dann am Tisch jeder für sich (oder halt mit Schale essen).
    Bei Suppen und Karttoffelstampf schäle ich sie allerdings vorher, da ich den Geschmack sonst nicht mag.
    Bei Ofenkartoffeln (halbierte Kartoffeln auf dem Blech) lasse ich die Schale ebenfalls dran und die hat dann bisher auch noch jeder mitgegessen…

    Liebe Grüße und guten Appetit,
    Gudula

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