Diese 10 Eigenschaften sind hilfreich, wenn du in einer Gemeinschaft leben möchtest

Gruppenbild in einem Zeitungsartigel in Vigo / Spanien

Wir Spirebos haben uns vor 18 Jahren als Gemeinschaft zusammengeschlossen um gemeinsame Ziele zu verfolgen. Mit 14 Personen haben wir im Jahr 2006 angefangen, heute sind wir 30 Personen im Alter von 0 bis 66 Jahren.

Immer wieder werden wir gefragt:

„Wie schafft ihr das eigentlich zusammen zu bleiben, wo sich doch so viele Gemeinschaften auflösen?“

Hier sind 10 Eigenschaften, die euch dabei helfen heraus zu finden, ob ein Leben in der Gemeinschaft oder Großfamilie für euch in Frage kommt und wie ihr es meistern könnt:

1. Gemeinsame Ziele haben

Jeder Mensch ist unterschiedlich. Diese Unterschiede kann man nicht einfach so ausmerzen, und das ist auch gut so! Aber: Es fällt einem leichter die unausweichlichen Zankereien, Neckereien, Ungereimtheiten und Missverständnisse in einer Gemeinschaft „zu ertragen“, wenn das gemeinsame Ziel einen zusammen hält. Ein grober Rahmen, eine Basis oder Richtlinie von dem, was ihr umsetzen wollt, sollte schon gegeben sein.

Z. B. macht es keinen Sinn Mitglied einer Garten-Gemeinschaft zu werden, wenn man kein Gemüse mag, nicht im Garten tätig sein will und sein Leben lieber vor dem Fernseher abhängt.

2. Seid euch bewusst darüber, dass Gemeinschaften Vor - UND Nachteile haben

Hier hilft ein Beispiel um zu verdeutlichen, wie verflixt eng alles beieinander liegt:

Ihr startet regelmäßige Team – Besprechungen um euch darüber klar zu werden, wie man was am besten angeht & umsetzt. Der Grundgedanke dabei ist, dass jeder sich beteiligen kann, alle Meinungen zusammen geworfen werden.

Das KANN die Gemeinschaft

– effizient materiell und geistig weiter bringen

– und ein offenes, ehrliches Miteinander fördern.

Das KANN aber auch alles zum Erliegen bringen

– weil jeder auf seinem Standpunkt beharrt und Entscheidungen nicht im Sinne der Gemeinschaft getroffen werden.

Gruppenbild Vor einem kleineren Zimmerbrunnen mit 11 Leuten
Anfang Schwarzwald
Gruppenfoto einer Gemeinschaft mit 28 Leuten
auf La Gomera

– weil hier meistens 2 Typen Mensch aufeinander treffen:

Die einen, die gerne alles an sich reißen und wenig Vertrauen in die Fähigkeiten anderer haben — und die Menschen, die eh dazu neigen sich zurück zu ziehen und „andere machen zu lassen“, womit sie alle Verantwortung in die Hände anderer legen.

Ihr seht: Derselbe Ansatz kann in 2 Richtungen führen. Hier liegen Vor- UND Nachteile sehr nah beieinander.

UND: Lösungen ergeben sich auch dadurch, dass man einfach anfängt & ausprobiert, anstatt theoretisch rum zu diskutieren und damit wertvolle Zeit und Energie zu verplempern.

3. Flexibilität - Sie zu haben ist eine Sache, sie beizubehalten eine andere

Gemeinschaften fordern Flexibilität geradezu heraus!

Anfangs gelingt das vielen in ihrer beschwingten Motivation gut. Aber Vorsicht: Meistens merkt man selbst gar nicht, dass man sich im sicheren Nest wähnt und einen gewohnten Alltags-Trott angenommen hat.

AUßERDEM: Es gibt die eigene Flexibilität — UND die Gruppen-Flexibilität.

Flexibel sein, sich auch auf andere Aufgaben einzulassen, Mut zu haben sich in Neues einzuarbeiten, nicht dogmatisch auf „seine“ Aufgabe bestehen (im Sinne von „Das kann nur ich“ oder „Ich will es alleine machen, weil ich dann wichtig bin“).

Hier ein Hammer-Satz, der uns nicht kürzer gelungen ist, aber einfach zutrifft:

Geht am besten davon aus, dass Alles einem ständigen Wandel unterliegt und ihr euch je nach den natürlichen Gegebenheiten selbst, eure Ideen und deren Umsetzung verändern solltet.

Gerade wenn ihr bereit seid euch immer wieder auf Neues einzulassen, werdet ihr merken, dass exper im entieren & ausprobieren , beobachten, bewerten, verändern, anpassen, experimentieren oder den Kurs komplett verändern zu einem wichtigen & wesentlichen Tätigkeitspektrum, zu persönlicher Einstellung gehört und zählt.

4. Toleranz und Respekt

In Gemeinschaften gilt die Toleranz anderen gegenüber als ein hohes Gut. Wichtig ist den Respekt dabei nicht zu vergessen (das ist nicht dasselbe! Schaut mal hier bei Wikipedia: TOLERANZ und RESPEKT):

Den anderen gegenüber, aber auch sich selbst. Erhöht weder euch selbst noch andere, aber erniedrigt auch weder euch selbst noch jemand anderen.

Bedenkt: Die Eigenarten, die einen bei den anderen am meisten nerven, sind oft nur Spiegel von uns selbst.

Stellt euch selbst die Frage:
Was können wir tun und wie können wir uns verändern, um mehr Respekt und Toleranz zu leben?

Ihr werdet euch wundern, wie schnell sich euer Verhalten, aber auch das Verhalten anderer euch gegenüber automatisch zum Positiven wandelt.

5. Kompromiss - Bereitschaft

Hier liegt das Ende vieler Gemeinschaften begraben. Die Gabe einzusehen

– wann ein Kompromiss angebracht ist

– und wann man zu seiner Meinung/Entscheidung stehen sollte

muss wahrscheinlich im Blut liegen oder einfach erlernt werden.

Ein guter Kompromiss lässt Hürden überfliegen, ein falscher Kompromiss aus unangebrachter Harmoniesucht oder Duckmäuserei bringt niemanden weiter. Gute Ideen oder konstruktive Vorschläge verlieren ihre Dynamik. Wertvolle Inspiration geht verloren und die Umsetzung eines Zieles kann nicht optimal verwirklicht werden.

Oft könnte man sich hinterher in den Arsch beißen, wenn man eigene Vorschläge für sich behalten hat, die die Gemeinschaft weiter gebracht hätten!

Starrsinnigkeit und Intoleranz sind der Tod und das Aus für jeden Entwicklungsprozess, bringen Unzufriedenheit, Traurigkeit und Vertrauenslosigkeit, bei euch selbst und eurem Gegenüber mit sich, die sich in einer echten Gemeinschaft niemand wünscht – aber auch keinem anderen antun sollte.

Gruppenbild in einem Zeitungsartigel in Vigo / Spanien

6. Hilfsbereitschaft

Es ist leicht hinter vorgehaltener Hand über jemand anderen herzuziehen. In einer Gemeinschaft gibt es aber keinen Jemand, da gehört jeder mit zur Familie und ist ein wichtiger Bestandteil! Also seit echte Freunde und helft eurem Mitstreiter respektvoll, ohne ihn wie einen Trottel dastehen zu lassen. Das ist ehrliche Hilfe, die ist schon schwerer.

UND: Man selbst sollte auch Hilfe annehmen können! In Gemeinschaften fallen die Fehler anderer, aber auch die von einem selber, viel mehr auf. Das kann übrigens gut sein: Wo sonst bekommt man die Chance seine Schwächen so unbarmherzig aufgezeigt zu bekommen um sie zu bearbeiten?

Um wieviel stärker wird eure Gemeinschaft, wenn ein vermeintlich Schwacher zu einer neuen Stärke findet und beim nächsten Mal wenn es drauf ankommt tatkräftig unterstützen kann?

Vergesst nicht: Auch ihr habt Schwachpunkte und freut euch hoffentlich im entsprechenden Moment über die Unterstützung eines Freundes. Wenn Schwächen wirklich überwunden werden, entwickelt sich ein Gefühl von vertrauensvoller Losgelöstheit, die sich positiv auf alle in der Gemeinschaft auswirken.

Generell gilt – für viele Punkte:

Alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Für manch Grundlegendes ist nicht jeder bereit! Zum richtigen Zeitpunkt jedoch werden Wissen & Veränderung eher angenommen. JEDER kann damit leben, wo es zu einem anderen Zeitpunkt nur Mancher versteht.

7. Fachkompetenz

Jeder hat seine speziellen Kompetenzen, egal für wie unwichtig man sie selber hält. Und sei es nur eine unglaubliche Gründlichkeit im Putzverhalten, wie es z. B. Margot in unserer Gemeinschaft hat. Dank dieser Eigenschaft könnte sich der Hygiene – Standard unserer Hofkäserei wahrscheinlich auch mit jeder anderen Hightech – Käserei messen (Margot selbst kann diese Eigenschaft an sich selbst nicht leiden!).

DAS SCHÖNE: In Gemeinschaften kommen unweigerlich viele Fach – Kompetenzen zusammen, was einen großen Vorteil hat: Gemeinsam ist man stark – und stärker!

UND: Fach – Kompetenzen lassen sich erweitern & ausbauen! Nutzt jede Gelegenheit von anderen zu lernen. Vergesst dabei nicht: Auch ihr habt Wissen! Behaltet es nicht für euch um „wichtig“ und mutmaßlich „gebraucht“ zu sein, gebt es weiter!

Das macht euch freier und unabhängiger, mutiger, stärker und selbstbewusster. Akzeptiert, wenn andere etwas besser können, aber bringt eure Talente so gut wie es euch möglich ist mit ein!

2 junge Männer stehen hinter einer manuellen Hackschnitzelmaschine für zum Beispiel Zuckerrüben

8. Die eigene Bequemlichkeit

Es mag hart klingen, aber die eigenen Bedürfnisse ein wenig runter zu schrauben und über seinen Schatten zu springen bringt einen nicht nur in Gemeinschaften weiter, sondern generell im Leben. Es ist nicht der Morgen-Tee oder Kaffee, das Ausschlafen oder die abendliche Netflix-Serie, die einem Freiheit gibt.

Eigentlich ist es genau umgekehrt:

Das Aufgeben eines jeden kleinen Lasters, bringt einem ein Stück persönliche Freiheit zurück.

Schwer zu glauben – aber wahr. Wenn ihr erst mal selbst verspürt habt, wie abhängig ihr euch von bestimmten Annehmlichkeiten gemacht habt und was euch dadurch entgeht, findet ihr vielleicht die Konsequenz, Stück für Stück die kleinen Fallen des Alltags zu entlarven und nach und nach gegen wertvollere Dinge auszutauschen.

9. Die 3 K's: Konsequenz, Kreativität, Konzentration

Dieses 3er Gespann hat sich im Laufe der Zeit bei uns eingefleischt, weil es egal in welcher Lebenssituation zutrifft. Bei allem was ihr tut: Tut es mit Konzentration, Kreativität und Konsequenz!

10. Offenheit

Lasst das Vertrauen zueinander wachsen (das ist schwieriger als es sich anhört!). Sprecht offen über eure Gefühle, Ängste, Schwächen etc.

ABER: Tappt nicht in die Falle euch, durch die Offenheit eures Gegenübers, über seine Schwächen, stärker zu fühlen!

Nutzt Offenheit nicht zum eigenen Vorteil aus. Lästert nicht. Macht euch nicht über eure Mitmenschen lustig. Nutzt die Chance, euch selbst zu öffnen, und macht die wertvolle Erfahrung, euch in einem geschützten Kreis von gleichgesinnten, vertrauensvollen Freunden zu befinden. Ein unermessliches wertvolles Geschenk, das ihr hegen, pflegen und bewahren solltet.

ZUM ABSCHLUSS noch ein kleiner Denkanstoß:

Denkt über euer Vorhaben nach. Gründlich. Aber: Nicht zuuu lange!

Denn wenn ihr ewig über solche Schritte brütet werdet ihr eure kühne Entscheidung wahrscheinlich direkt wieder verwerfen, bevor ihr überhaupt mit einer Veränderung in eurem Leben angefangen habt 🙂

Wir selbst sehen uns kein bisschen als perfekt an. Wir haben unseren Weg vor 18 Jahren gemeinsam begonnen. Wir sind ein Stück weiter. Wir haben viele Erfahrungen und unvergessliche Eindrücke gesammelt. Und: Wir gehen immer noch.

Der Weg ist das Ziel 😉

Wir wünschen euch gutes Gelingen! Eure Spirebos

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