In diesem Blogtext gehen wir auf 3 Fragen einer Leserin ein:
Nummer 1: WIE GESTALTET IHR EURE KÖRPERPFLEGE?
Nun, dazu werden wir Landesabhängig schreiben, da sich unsere Körperpflege tatsächlich je nach Land verändert hat!
Unsere Gepflogenheiten in Deutschland zu Anfangszeiten sind nicht weiter nennenswert, ab Togo änderte sich unsere Körperpflege dann.
Wir wollten so natürlich wie möglich leben und nicht alle möglichen Seifen ausprobieren und nutzen. Allerdings ist Hygiene in den Tropen auch DIE Nummer Eins um gesund zu bleiben, also kauften wir anfangs Seifenstücke. Ausschließlich Seifenstücke.
Bis heute liegt im Badezimmer ein Stück Seife, dass jeder nutzt. Keine Palette an Pflegeprodukten 🙂 Je nachdem hat auch jeder sein eigenes Seifenstück in einer Dose – aber das wars dann auch.
Mit der Zeit lernten wir die Seifenherstellung in Togo kennen und kauften am liebsten „Kaffeeseife“, die so heißt, weil als Lauge die Asche von Kaffeeschalen genutzt wird. Da Kaffee in Togo sehr gut wächst fallen auch massenweise Schalen an, da das Endprodukt ja sonst nicht zu nutzen wäre.
Die Asche dieser kontrolliert abgebrannten Schale wird mit Öl zusammen weiter verarbeitet zu Seife. Auch bei den Ölen gilt, dass die Ölpalme in Togo wächst und selbst hergestelltes Palmöl gerne für Seife verwendet wird, da der Härtepunkt dieses Öles gut ist. Palmöl ist noch bei tropischen Morgen-Temperaturen relativ fest, ähnlich dem Kokosöl, und daher sehr gut geeignet um Seife zu härten und nicht zu weich sein zu lassen.
Durch die starke Hitze war jeder von uns auch „heiß drauf“ sich abends zu duschen, und zu Anfangszeiten auf dem Bena Berg nutzten wir dazu einen kleinen Bach am Fuße des Berges, da es noch überhaupt keine Wasserversorgung gab. Irgendwann dann mit Wächtern, da die Mitarbeiter aus dem Dorf gerne mal spitzeln kamen, Weiße baden zu sehen ist dann doch zu interessant 😉 In den Bächen haben wir darauf geachtet keine Seife zu benutzen.
Lange Zeit nutzten wir Kohle um uns die Zähne zu putzen, so wie es auch viele Togolesen tun. Üblich ist auch das Zähne putzen mit bestimmten Stöckchen, die man auf dem Markt auch kaufen kann (Zahnputzbaum). Das haben wir auch getan, aber nicht die Stöckchen vom Markt gekauft… (wegen Keimen usw.)
Tatsächlich ist nicht jedem Togolesen bewusst, wie wichtig es ist sich nach dem Toilettengang etc. die Hände ordentlich mit Seife zu waschen. Da fehlt es dann einfach an Aufklärung, das meint niemand böse. Mit solchen Dingen haben wir schon reichlich Erfahrung sammeln dürfen, Wolfgang und Markus lagen nach einem Schellimbiss am Straßenrand anschließend 3 Wochen mit schwerer Ruhr im Bett…
Ich riskiere jetzt mal, dass Kolani böse auf mich wird 😉
Aber Togolesen lieben das ausgiebige Duschen mit gaaaaaanz viel schäumender Seife! In Odrintsi hatten wir eine Dusche, und wie abends üblich rief man sich schon in der Küche zu, wer nach wem duschen ging. Ein interner Ruf-Plan 🙂
Wer nach Kolani dran war stöhnte schon, denn er ist immer noch ein Langzeit-Duscher 😉 Da wird jedes Körperteil ausgiebigst geschrubbt – und wie in einer Familie üblich hat ihn auch schon jeder einzeln aufs Korn genommen, ob er vorhat die Farbe abzuschrubben oder was er da so lange in der Dusche treibt J Grüße an die Stahlratte Bruderherz 😉
Das galt auch für alle unsere togolesischen Kinder, alle 56… Da ging soooo viel Seife drauf, dass wir irgendwann mal entschieden es einfach ohne zu probieren. Asche hat auch einen reinigenden Effekt. Also wurde sich mit Asche die Hände gewaschen.
Der Nebeneffekt: Wer viel spült und mit Wasser arbeitet, der bekommt von der ätzenden Asche sehr schnell raue und blutende Finger… Das kann man machen – aber ausschließlich ist das keine Endlösung! Übrigens ist Asche ideal um das schwarze von Töpfen zu lösen und sie so richtig zu schrubben und zum Glänzen zu bringen.
Am meisten mit dem kompletten Seifenentzug zu kämpfen hatte die Küchencrew. Weiße Haut war da noch betroffener als schwarze, denn die offenen Feuerstellen ließen jedes Küchenmädel regelmäßig rußig schwarz aussehen. Kleidung wie auch Haut. Und hier kann man sagen: Asche ist nicht fettlösend, Ruß aber enthält fett! Da könnt ihr euch vorstellen wie besonders Anna und ich – wir waren zu dieser Zeit hauptsächlich in der Küche – ausgesehen haben 🙂
Am besten war noch, dass wir beide versucht haben unsere Haare – Küchenfett und Gerüche ziehen ja auch in die Haare, also waschen wir sie schon regelmäßig mit Seife – mit Asche zu waschen. Wir sahen richtig lecker danach aus 😉 Total verfilzte Haare, die man kaum noch kämmen konnte. Es dauerte Wochen bis das wieder in Ordnung war – und wir stiegen dann doch wieder auf Seife um. Vorwiegend selbstgemachte.
Spezielle Hygiene bei Kranken:
Wir achteten sehr darauf, dass das Essgeschirr über 5 Minuten kochte, um alle Keime abzutöten. Jeder hatte seinen eigenen Becher. Nach den Geburten von Lynn und Eon in Togo kochten wir die Windeln, die die Kinder ja regelmäßig direkt an der Haut trugen, regelmäßig ab. Zinksalbe half bei Wunden stellen. Ansonsten hat unsere Kinderhaut noch nicht viel anderes berührt als manchmal Seife und gelegentlich Zinksalbe oder Olivenöl.
BULGARIEN
Nach unseren Erfahrungen in Togo stellten wir unsere Seife hier komplett selber her. Versuche mit eigener Hartholzasche gelangen nicht richtig, und wir stiegen auf Ätznatron um. Dieses Ätznatron wird nach bestimmten Mischungen mit Öl verbunden und quasi wie Pudding lange bei niedriger Hitze gesiedet.
Der Seife kann man Duftstoffe etc. hinzufügen, das haben wir so nicht gebraucht. Wir haben Handwaschpaste selbst gemacht, in dem wir Sand hinzufügten. Wir verkauften auch Seife mit Orangeschalen oder Kräutern darin.
Auf Reinigungsmittel verzichteten wir hier komplett. Geputzt wurde mit heißem Wasser, mit Essig – den wir auch selbst herstellten – und mit Molke. Molke ist ein ausgezeichnetes Reinigungsmittel, und durch die Käserei viel in der Frühlingszeit bis zum Herbst genug davon an.
Bei trockener Haut nehmen wir Olivenöl. Auch Ghee stellten wir selber her. Das ist ein Produkt aus Butter: Durch langes Sieden bei niedrigen Temperaturen spaltet sich das Eiweiß aus der Butter und wird abgeschöpft. Was übrig bleibt ist Ghee, das super für die Haut geeignet ist und lange haltbar, da es durch den Eiweißentzug nicht ranzig werden kann.
Bei einigen von uns platzten im Winter durch die Arbeit die Fingerkuppen auf, da half am besten eine spezielle Entzündungspomade aus Kräutern, gemischt mit Ghee, Olivenöl und Schmalz!
Um die langen Mähnen zu pflegen kommt in die Spitzen manchmal Olivenöl. Oder man mischt sich ein wenig Apfelessig mit Wasser als Haarspülung.
Ehrlich gesagt wars das schon. Wäsche gewaschen haben wir mit derselben Seife. Auch mit Kartoffelschalen, Seifenkraut und Efeu haben wir uns schon probiert. Am saubersten wird’s dann doch mit Seife 🙂
Nummer 2: WIE UNTERRICHTET IHR EURE KINDER?
In Togo hatten wir eine eigene Grundschule, die auch Eon und Lynn besuchten bis sie 5 Jahre alt waren und auch Mathis der da 6 Jahre älter als die beiden ist. In Togo gilt man als Schulfähig – das wird wirklich so getestet! – wenn man mit der rechten Hand über den Kopf hinweg sein linkes Ohr berühren kann. Das war der Eignungstest 🙂 Er klappt auch ganz gut – Mia kommt aktuell mit 5 Jahren noch nicht ganz an ihr Ohr heran…
Durch den Wechsel nach Bulgarien, vor allem in so eine abgeschiedene Lage, fiel der Gang zu einer normalen Schule eh Flach. In Ivajlovgrad hätte es eine Grundschule gegeben, aber anfangs wäre das wohl für die Mädels ein Kulturschock gewesen… Für Mathis ebenfalls. Bei uns hat Simone eine Ausbildung als Lehrerin und war auch Schulrektorin. Sie unterrichtet die Kinder immer wieder mal. Auch Barbara ist Lehrerin gewesen, bevor sie zu den Spirebos kam und unterrichtet mit.
Hauptsächliche Lehrerin ist Anna, da der Unterricht bei Grundschulkindern ja noch gut überschaubar ist. Mathis übernimmt Wolfgang oft, der ihm Diktate vorgibt und Timo zeigt ihm Mathetricks, bei denen ich laufen gehe weil ich nix verstehe…
Damit ist Mathis eigentlich Abschlussfähig ohne je eine Schule besucht zu haben. Er schreibt gut, rechnet besser als die meisten von uns und hat lesetechnisch schon „Herr der Ringe“ und auch „Harry Potter“ durch, damit ist er ein guter Leser! Außerdem liebt er Erdkunde und studiert ständig den Atlas… Jetzt fehlt noch praxiswissen, dass er sich selbst erarbeiten muss.
Lynn hat sich ebenfalls in „Harry Potter“ schon vertieft und Eon sucht noch ein Buch, das interessant genug ist um mal in die Hand genommen zu werden 😉 Mathe schaffen wir noch bei den Mädels, und wir fangen auch bald wieder mit Diktaten an.
Die Generation unter Lynn und Eon ist noch mit einer Schiefertafel von jedem unterrichtbar. Die 3 Milan, Nora und Mia (5 bis 8 Jahre) üben Zahlen und Buchstaben schreiben, Sätze lesen usw. Es wird.
Auffällig ist bei den 5en, wie anders sie sich entwickeln. Wo der eine Interesse am Lesen hat findet der andere das blöd, so wie Mathis an vielen Sachen Eigeninteresse zeigt, was super praktisch ist, denn antreiben zu lernen muss man ihn in vielen Dingen nicht – er will es von sich aus.
Auch Praxiswissen ist in einem Landleben super erlernbar. Heimlich staunen wir dann immer wieder, wie gut unsere Kids sich mit Tieren auskennen. Sie sehen Dinge, die uns gar nicht direkt auffallen. Ihr Gespür ist noch ursprünglich. Ihr Sinn in der Natur funktioniert ausgezeichnet, und immer wieder lassen sie mal Sprüche fallen, die uns die Augen groß werden lassen. Man merkt, dass sie Zusammenhänge von sich aus verstehen und begreifen. Das ist uns wichtig, dass es von innen heraus kommt, denn Natürlichkeit lernt man am besten in der Natur selbst!
Nummer 3: DÜRFEN EURE KINDER IN DIE WELT HINAUS ZIEHEN?
Jep, dürfen sie! Mathis hat mit 16 ein Angebot bekommen für eine Ausbildung als Lehmbauer in Deutschland bei einem Bekannten. Allerdings waren das Covid-Hoch-Zeiten und er hat damals dankend abgelehnt. Durch die Bau- & Restaurierungsfirma die wir hier in Bulgarien aufbauen wird er die Möglichkeit haben immer wieder mal mit zu arbeiten und Erfahrung zu sammeln. Eventuell zieht es ihn ja auch mal in die Schweiz um dort zu arbeiten? Oder er macht was anderes? Es wird ihm überlassen!
Eon redet immer wieder mal davon sich die Welt ansehen zu wollen. Noch ist sie mit ihren 13 Jahren eh zu jung dafür, aber wenn die Zeit sie denn lockt wird sich ergeben was sie tun möchte. Aufhalten werden wir sie nicht!
Für uns ist klar, dass sie alle nur Licht in diese Welt bringen können, wenn sie sich für diese Art hier zu leben aus freien Stücken entscheiden, ganz und gar. Ein Zwang würde nichts bringen – und da sind wir auch bloß Eltern, Onkels, Tanten und Großeltern: Wir möchten, dass all unsere Kinder hier glücklich werden, weil sie IHREN EIGENEN WEG finden und ihn auch gehen. Es ist ihr Leben, und sie sollen es nicht für uns leben.